Lebensgeschichtliche Notizen der Schwestern Josepha und Aloisia Kurz

Studie zum (Alltags-)Leben von Offiziersfamilien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Die Schwestern Josepha Edle von Janda, geborene Kurz (1776 Lemberg – 1848 Wien) und Aloisia „Louise“ Kurz (1791-1868) zeichneten die Geschichte ihrer Großfamilie auf und beschrieben in je einem im handschriftlichen Original erhaltenen Notizbuch Biografisches und Familiengeschichtliches und ergänzten dies durch viele Informationen aus ihrem jeweiligen Freundes- und Bekanntenkreis. Sie zeigten dabei auf, welche zentrale Rolle Frauen in der Organisation des Familienlebens, der Pflege sozialer Bindungen und der Bewältigung ökonomischer Herausforderungen spielten. Nun soll vor allem aus Sicht der Schwestern ein Einblick in das Leben von, in das k. k. Militär eingebetteten, österreichischen Offiziersfamilien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegeben werden.

Neues Forschungsprojekt

In einem 2024 am Fachbereich Geschichte der Paris Lodron Universität Salzburg in Zusammenarbeit mit HistoriÖ begonnen und auf vorerst drei Jahre angelegten Forschungsprojekt, soll dem sozialen Leben dieser Gruppe nachgegangen werden. Dazu gehören Fragen nach der Rolle der Frauen in diesem Umfeld, dem Leben von jungen Frauen, mit wenig Ausbildung und dem Warten auf eine Ehe, die Zeit der zahlreichen Geburten und die häufige Altersarmut. Die männlichen Jugendlichen traten zwischen ihrem zehnten und fünfzehnten Lebensjahr in Internate oder militärische Kadettenanstalten ein. Warum ihnen eine Heirat über Jahrzehnte finanziell nur schwer oder gar nicht möglich war, was die formalen Rahmenbedin­gungen dazu waren und wie es in der Praxis aussah, soll ebenfalls beleuchtet werden. Allein diese exemplarischen Fragestellungen deuten schon die Breite der geplanten Forschungsarbeiten in Archiven in Österreich, Tschechien, Polen, der Slowakei und der Ukraine an.

Forschungbereiche

Aus heutiger Sicht ergeben sich vier Forschungsbe­reiche.

Zunächst steht hier die Erforschung der engeren Familiengeschichte in der geraden Linie der Josepha von Janda – Aloisia blieb unverheiratet – im Vordergrund. Unterlagen zumindest zu den Lebensdaten der genannten Personen sind noch in Archiven auszuheben. Daraus sollen Schlüsse gezogen werden, wie die Wanderbewegung aus dem Innviertel zunächst nach Wien und Brünn und dann weiter erfolgte. Weitere – je nach Datenlage – mögliche Fragestellungen sind die Art und Weise der Ausbildung der Kinder, der Lebenserwartungen, der Krankheiten sowie der Todesursachen mit den dabei angesprochenen Behandlungshinweisen (Aderlassen, Blutegel, Impfungen, …). Zu hinterfragen ist auch die Rolle der Ehefrauen als Organisatorinnen des Alltages zu Hause und damit zusammenhängend die der Männer und ihrer Abwesenheiten.

Zum Zweiten soll der angesprochene sowie der nicht genannte Bekanntenkreis mit dem familiären Kreis in Zusammenhang gebracht werden. Das Vorgehen dazu ähnelt dem des ers­ten Bereichs.

Drittens sollen über Kontextualisierungen Soll/Ist-Vergleiche im beschrieben Zeitraum angestellt werden. Hier geht es um die damalige Gesetzes- beziehungsweise Vorschriftenlage in Verbindung mit den aktuellen Forschungsstand im Vergleich zur festgestellten (Forschungs-)Wirklichkeit. Zu den Themen zählen beispielsweise das Familienleben im Umfeld der k. k. Armee im Allgemeinen, die Heiratsbestimmungen für Soldaten inklusive der lebensbestimmen­den Heiratskaution, der Unterschied im Leben von Soldaten – Offizieren – Militärbeamten – Zivilbeamten oder die Schattenseiten wie die Besoldung der Offiziere und Mannschaften, Ver­armung von Offiziers-(Soldaten-)familien nach dem Tod des fast immer männlichen finanziel­len „Familienerhalters“. Die Großfamilie Janda dient hier als typisches Beispiel zur Fragestellung nach dem Offiziers- und Beamtenadel, der Offiziersdynastien und der gesellschaftlichen Inzucht.   

Ein vierter Bereich sind statistische Auswertungen bezogen auf die Auswahlgruppe. Dazu zäh­len Durchschnittsalter Erstgeburt, Letztgeburt, Anzahl der Kinder, Heirat, Leben, …; Kinder­sterblichkeit, Wohnortwechsel, Ausbildung, Finanzstatistiken.

Fotos: © Historiö/WJG

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