Zeitenwende

Die österreichische Bundesregierung hat das Jahr 2018 zum Gedenk- und Erinnerungsjahr erklärt. Das Salzburger Wehrgeschichtliche Museum (SWGM) zeigt dazu vom September 2018 bis Frühjahr 2019 eine Sonderausstellung zum Thema Wehrgeschichte der 1. Republik.

Das Ende 1918

Im November 1918 war der Weltkrieg für die österreich-ungarische Armee zu Ende.

Hunderttausende Soldaten marschierten aus dem Süden, Südwesten und Westen per Bahn, mit Autos und zu Fuß über den Verkehrsknotenpunkt Salzburg nach Hause. Sie verkauften ihre Ausrüstung für Verpflegung und Bekleidung oder plünderten unbewachte Lebensmitteldepots. Es kam zu Ausschreitungen, gar zu Schießereien. Der Rangierbahnhof in Gnigl bei Salzburg war immer wieder Schauplatz von Zusammenstößen. Neben der Einrichtung von Verpflegsstationen reagierten Stadt und Land Salzburg, unabhängig von späteren gesamtösterreichischen Aktivitäten, mit der Aufstellung einer regionalen, bewaffneten Volkswehr.

In Wien und in den Bundesländern gab es ebenfalls bewaffnete Auseinandersetzungen. Der Sozialdemokrat Dr. Julius Deutsch hatte schon im Sommer 1918 mit der planerischen Vorbereitung für die Aufstellung einer österreichischen Volkswehr begonnen. Bereits in den ersten Stunden der jungen Republik Deutschösterreich kamen die ersten Vorläufereinheiten gegen einen kommunistischen Putschversuch zum Einsatz.

Bewaffnetes Gegeneinander

Dieses oft bewaffnete Gegeneinander der großen und kleinen politischen Lager sollte sich bis zum erzwungenen Anschluss an das Deutsche Reich fortsetzen.

Der große wehrgeschichtliche Bogen unserer Ausstellung reicht vom November 1918 und der Aufstellung der Volkswehr, der bitteren Zeit für die leidgeplagte Bevölkerung, über den Friedensvertrag von St. Germain von 1919 mit seinen scharfen militärischen Restriktionen zur auch politischen Umwandlung der Österreichischen Wehrmacht in das junge Österreichische Bundesheer. Von den Auseinandersetzungen im Jahr 1927 mit vielen Toten im Zusammenhang mit den Ereignissen in Schattendorf und dem Justizpalastbrand geht es weiter zu den immer zahlreicher werdenden Katastrophenhilfs- und polizeilichen Assistenzeinsätzen im Inland.

Die Diktatur des Ständestaates

Durch die sogenannte Selbstausschaltung des Parlaments im Frühjahr 1933 wurde Österreich zu einer ständestaatlichen Diktatur. Im Februar 1934 kam es zu einem bewaffneten Aufstand des sozialistischen Schutzbundes, der im Auftrag der Regierung von Polizei und Bundesheer blutig niedergeschlagen wurde. Gleich im Juli 1934 versuchten die Nationalsozialisten einen Putsch. Eine besondere Konfrontation ergab sich dabei im Salzburger Ort Lamprechtshausen.

Der weitere Ausbau des ÖBH unter der Verantwortung des Staatssekretärs für Landesverteidigung General Wilhelm Zehner und des Generalstabchefs mit der Erweiterung der Brigaden zu Divisionen, der Aufstellung der Fliegerkräfte, der Aufrüstung von Artillerie, Panzerwagen, Fahrzeugen, etc. prägte die Jahre bis 1938. Die Situation in den ersten Monaten des Jahres 1938 steht ebenfalls im Fokus. Als Schlusspunkt betrachten wir das Ende der 1. Republik mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht am 12. und die Vereidigung der Soldaten des ÖBH auf die Person Adolf Hitlers am 14. März 1938.

Vom Ende zum Anfang

Aus der Endzeitstimmung von 1918 konnte sich Österreich zwanzig Jahre nicht wirklich lösen. Der echte Neubeginn für das ÖBH kam erst 1956. Die Zeit vom 4. Mai 1945 – dem Tag der kampflosen Übergabe der Stadt Salzburg an die 3. US-Infanteriedivision bis zur Aufstellung des Bundesheeres aus den Formationen der B-Gendarmerie stellen wir schon seit 2013 im Saal im EG dar.

Der gesamte Zeitbogen unserer Sonderausstellung Zeitenwende – „….der Rest ist Österreich“ spannt sich also vom Ende der Monarchie über das zweite Ende 1938 hin zum Neuanfang des Östereichischen Bundesheeres 1956.