Wilhelm Julian Gruber

Araber für den Kaiser

Die österreichische Pferdeankaufsmission in Syrien und Palästina
in den Jahren 1856 und 1857

Missionsbericht und Reisebeschreibung


Wie für alle Armeen waren Pferde auch für das k. k. Militär sehr wichtig. Den quantitativen und qualitativen Höchststand der Verbreitung hatten Pferde im militärischen Bereich zwischen dem 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts. Je nach Truppenteil [Waffengattung] war das quantitative Verhältnis Mensch zu Pferd 9:1 bis 1:1. Zum Beispiel hatte eine k. u. k. Armee in Kriegsgliederung im Jahr 1914 rund 91.000 Mann mit 25.100 Pferden, ein Kavallerieregiment 1179 Mann mit 1182 Pferden [Trag- und Reitpferde]. Im Zweiten Weltkrieg waren in der Deutschen Wehrmacht und bei der SS insgesamt 2.800.000 Pferde im Einsatz.

Im heutigen österreichischen Bundesheer sind nur mehr rund fünfzig Haflingerpferde für den Transporteinsatz im unwegsamen, gebirgigen Gelände vorhanden. Die Mobilisierung der Tiere [Pferde, Maultiere, Hunde] erfolgte wie bei den Menschen durch vorherige Verpflichtung und Zuordnung.

Wie für alle Armeen waren Pferde auch für das k. k. Militär sehr wichtig. Den quantitativen und qualitativen Höchststand der Verbreitung hatten Pferde im militärischen Bereich zwischen dem 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts. Je nach Truppenteil [Waffengattung] war das quantitative Verhältnis Mensch zu Pferd 9:1 bis 1:1. Zum Beispiel hatte eine k. u. k. Armee in Kriegsgliederung im Jahr 1914 rund 91.000 Mann mit 25.100 Pferden, ein Kavallerieregiment 1179 Mann mit 1182 Pferden [Trag- und Reitpferde]. Im Zweiten Weltkrieg waren in der Deutschen Wehrmacht und bei der SS insgesamt 2.800.000 Pferde im Einsatz. Im heutigen österreichischen Bundesheer sind nur mehr rund fünfzig Haflingerpferde für den Transporteinsatz im unwegsamen, gebirgigen Gelände vorhanden. Die Mobilisierung der Tiere [Pferde, Maultiere, Hunde] erfolgte wie bei den Menschen durch vorherige Verpflichtung und Zuordnung.

Eine planmäßige Zucht von Pferden ist in den östlichen Mittelmeerländern ab dem 16. Jahrhundert vor Christus nachweisbar. In einem Zeitraum von rund dreißig Jahren zwischen den 1820er Jahren und 1856 waren von der k. k. Regierung nur drei Missionen in den Orient entsendet worden, „hervorragende Zuchthengste und nur wenige Stuten“ zu kaufen.

Durch verschiedene Einflüsse war Mitte der 1850er Jahre der Bestand an hochwertigen Zuchtpferden stark gesunken. So erging 1856 ein Beschaffungsauftrag der kaiserlichen Regierung mit ausgedehnter Vollmacht an zwei durch die k.k. Armee zu stellende Pferdeankaufsmissionen für Syrien, Palästina [heute Jordanien, Israel, Westjordanland, Gaza Streifen] und die Wüste sowie für Persien. An der Mission nach Syrien und Palästina nahmen 16 Mann, darunter drei Offiziere, ein Arzt und ein Tierarzt teil. Für die Durchführung der Transportaufgaben kamen später nochmals ein Offizier und elf Mann dazu. Dieser selbst für Militärs ungewöhnliche Auftrag wurde von den Beteiligten als ehrenvoll und als Auszeichnung erachtet.

Syrien und Palästina standen zu dieser Zeit unter osmanischer Herrschaft und waren von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen bewohnt: Moslems, Christen, Juden jeweils unterschiedlicher Konfessionen.

Am 11. Oktober 1856 starteten die beiden Missionen ihre Reise von Wien nach Triest. Der Lloyd-Dampfer Europa stach am 18. Oktober in See. Der weitere Seeweg führte mit der Aufnahme von Kohle in den jeweiligen Häfen über Korfu, der Bucht Maina an der Südspitze des Pelepones nach Syros [Insel Siros in der Ägäis] wo auf den Dampfer Egitto gewechselt wurde.   Mit ihm wurde die Fahrt Richtung Smyrna [Izmir] fortgesetzt. Auf Höhe der Smyrna vorgelagerten Insel Chios wurde auf hoher See auf den Schraubendampfer Jonio gewechselt. Mit ihm ging es über Rhodos nach Larnaka. Hier wechselte die Mission für Persien auf einen anderen Lloyd-Dampfer. Hier stieß auch der kaiserlich österreichische Konsul Jaques Zirigovich als von der kaiserlichen Regierung zugeteilter Dolmetscher zur Mission.

Sehr ungünstige Wetterbedingungen bis Syros und die dadurch unterwegs notwendig gewordene zusätzliche Kohlebunkerung ließen die Schiffsreise länger als geplant dauern. Am 30. Oktober kam das Massiv des Libanon in Sicht und um 1/2 10 lief das Schiff in die Rhede von Beirut ein.

Nach ihrer Ankunft wurde die Mission vom österreichischen Konsul in Beirut betreut und stand während der Landreise als Gruppe unter dem Schutz des in Beirut residierenden Emirs Ab del Kader, eines reichbegabten, berühmten, würdevollen Machthabers der Beduinen von Maskara sowie Vorkämpfers des Islam. Mit der kleinen, aber gut bewaffneten Zahl an Soldaten wurde der Gruppe durchaus auch so schon Respekt entgegen gebracht.

Auf den mehrtägigen bis wochenlangen Reisen wurde neben den Tieren umfangreiches Material und Ausrüstung mitgenommen. Dazu gehörten Zelte, Nahrung für Mensch und Tier, Kochausrüstung, Geschenke für Würdenträger, Mannesausrüstung, etc. Die zehnstündige Tagesmarschleistung der Gesamtgruppe inklusive Pferden, Kamelen und Maultieren samt ihren einheimischen Führern lag bei guten Bedingungen bei rund 30 km pro Tag. Unter den erschwerten Bedingungen des besonders nassen und kalten Winters mit Schlamm und Schnee zeitweise auch deutlich darunter. Die tatsächlich zurückgelegten Wegstrecken sind nur schwer nachvollzieh- und schätzbar, da während der längeren Einkaufstouren oft Teile nach Damaskus oder Beirut entsandt wurden, um z.B. gekaufte Pferde hinzubringen oder wie in einem anderen Fall 50.000 Goldgulden für weitere Einkäufe zu holen. Grob gerechnet betrug die gesamte Marschleistung mindestens 2500 Kilometer.

Einkaufsreisen

Zunächst wurden von Beirut und der ersten Rundreise von Damaskus aus Tagesreisen in die engere Umgebung durchgeführt. Sowohl bei den Tages- als auch bei den Rundreisen waren die Besuche bei den lokalen beziehungsweise regionalen Würdenträgern obligat. Der Zeit entsprechend nennt dies der Autor „die Honneurs machen“. Egal ob sesshafter Fürst oder reisender Beduinenstammführer, meist werden Kampfspiele vorgeführt, was  manchmal durchaus auch als Drohung aufgefasst werden konnte. Die Reisen erfolgten meist auf Straßen [vergleichbar mit geschotterten Karrenwegen], manchmal auf Karawanenstraßen, immer wieder auch auf schmalen [Gebirgs-]Pfaden. Hauptsächliches Reit- und Transportmittel waren  Klepper [kleine Lastpferde], Maultiere. Teilweise kamen auch Lastkamele und Dromedare zum Einsatz. Die Führer der Lasttiere und manchmal die Lasttiere selbst wurden Mucker genannt. Die Wege waren auf den ersten beiden Reisen oft durchnässt, schlammig und manchmal sogar schneebedeckt. Einmal versanken mehrere Maultiere und Mucker im Schlamm. Drei Maultiere und ein Mucker konnten nicht gerettet werden. Bei der Überquerung des Anti-Libanon führte der Weg teilweise durch tiefen Schnee. Bei der dritten Rundreise war es trocken und heiß.

Rundreise 1

Beirut – Saida – Festung St. Jeane Acre – Haipha – Tantura – Ruine von Cesarea – Mukhalid – Jaffa – Medjdel – Gaza – Beit Djebrin –
Jerusalem mit Besuch Besuch Bethlehem , Ölberg, Kloster Mär Saba, Meer des Todes – Sindjil – Nablus – Djenin – Nazareth – Tiberias – Nowaran – Sasa –
Damaskus
[Originalschreibweisen]

1. Rundreise
Karte: Google-Maps

Rundreise 2

Damaskus Richtung galiläisches Meer –
Nowa – Feik – Nazareth – See Meron – Tal El Huleh – Hasbeya – Rascheia, Bekaa – Zachle – Baalbeck –
Damaskus

2. Rundreise
Karte: Google-Maps

Rundreise 3 – in die Wüste

Von Damaskus aus in die Wüste.

3. Rundreise
Karte: Google-Maps

Rückreise auf zwei Routen

Damaskus – Homs – Hamah – Antiochia – Alexandrette [Iskenderun] – von dort mit der Kriegs-Dampfregatte Sta. Lucia nach Triest

Damaskus – Beirut – von dort mit der wieder zurückgekehrten Kriegs-Dampfregatte Sta. Lucia nach Triest

Rückreise
Karte: Google-Maps

Pferde und deren Ankauf

Aus Sicht des Buchautors gab es in dieser Zeit drei Arten von Pferden:

  • Das edle Wüstenpferd und von diesem abstammende, eher selten und nur bei Reichen, wurden als Fohlen von Beduinen gekauft.
  • Eine Kreuzung aus edlen arabischen Hengsten und Landesstuten.
  • Mietpferde „Kedisch“ kleine und gemeine Klepper – Standardreittiere die manchmal auch als Lastpferde eingesetzt wurden.

Jedes Pferd wurde vorab genauestens untersucht und getestet: Gelenke, Hufe, Gang, Erscheinungsbild,, Lunge, und viele weitere Kriterien. In Summe wurden 16 Hengste, 50 Stuten und 14 von trächtig angekauften Mutterpferden geborene Füllen der ersten Kategorie angekauft. Die Bezahlung erfolgte in Goldgulden und ergänzend mit einem meist reichverzierten beduinischen Kefije [Kopftuch] und einem Beduinenumhang.

Beschreibungen von Land und Leuten: Das Buch ist einerseits ein genauer Bericht über die Mission andererseits eine immer wieder mit blumigen Worten versehene Reisebeschreibung.

Die Beschreibung der Landschaft und des Wetters kann so in Stichworte gekleidet werden: Libanon – Anti Libanon – Karawanenstraßen – Gebirgspfade – saftige Wiesen – Sümpfe – Wüsten – Pinien – Libanonzedern – Totes Meer – Galiläisches Meer – Regen – Schlamm – Schnee – Kälte – Hitze – Trockenheit – Quellen.

Am 27. Juli 1857 wurde die Eisenbahnlinie von Laibach [Ljubljana] nach Triest eröffnet, welcher Seine Majestät [der damals 27jährige Kaiser Franz Josef I.] mit einem zahlreichen Gefolge […] beizuwohnen geruhet hatte, und nach welcher der edle Herrscher Oesterreichs, das stets bewährte Triest um 12 Uhr Nachts verlassend, die Reise nach Pestranek [mit Lipizza gemeinsam verwaltetes Gestüt] unternahm, allwo Allerhöchstderselbe um 2 Uhr Morgens anlangte, und die Besichtigung der Pferde auf 5 Uhr früh anzubefehlen geruhte.

Teilnehmer

Teilnehmer waren der später geadelte und zum Oberst beförderte  Oberstleutnant Rudolf Brudermann, Rittmeister Friedrich Graf Westphalen, Oberleutnant Eduard Löffler, Nikolaus von Döry, Regimentsarzt Dr. Franz Brauner, Tierarzt Georg Fischbacher, ein Ulanen Unteroffizier, zehn Gemeine Ulanen vor allem italienischer Nationalität. Später kam noch Major Putz mit mehreren Dragonern hinzu.

Quelle

Eduard LÖFLER, Die österreichische Pferdeankaufsmission unter dem k. k. Obersten Ritter Rudolf von Brudermann, in Syrien, Palästina und der Wüste, in den Jahren 1856 und 1857, Troppau 1860.

Literatur

Thomas MENZEL, Pferde im Einsatz bei Wehrmacht und Waffen-SS, Koblenz o.J., online unter http://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Pferde-Im-Einsatz-Bei-Wehrmacht-Und-Waffen-Ss/pferde-im-einsatz-bei-wehrmacht-und-waffen-ss.html (04.01.2019).

Holger MÜLLER, Tiere als Kostenfaktor in antiken Kriegen, in Rainer Pöppinghege, Hg., Tiere im Krieg, Von der Antike bis zur Gegenwart, Paderborn 2009, 15 – 31.

Rainer PÖPPINGHEGE, Einleitung, in Rainer Pöppinghege, Hg., Tiere im Krieg, Von der Antike bis zur Gegenwart, Paderborn 2009, 7 – 11.

Hugo SCHMID, Heerwesen, 1. (Allgemeiner) Teil, 2. Auflage, PA WJG, Wien 1914 /Reprint Salzburg 2011.

Hugo SCHMID, Heerwesen, 2. Teil Österreich-Ungarn, 2. Auflage, PA WJG, Wien 1914 / Reprint Salzburg 2012.

K.u.k Chef des Generalstabes, Reservathandbuch 15 für höhere Kommandos, PA WJG, Wien 1914

N.N., Vorschriften über das Pferdewesen des k. u. k. Heeres, Bibliothek SWGM, Wien 1892.

Dieser Text ist ein Auszug aus einem Aufsatz zum gleichen Thema.

Fotos und Grafiken: © Historiö/WJG

Text:

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